Im Sommer rief mich mein Freund Dirk verzweifelt aus seinem Norwegen-Urlaub an. Die mittlerweile 1.000 Fotos, die er während der letzten Wochen gemacht hatte, waren weg. Die Kamera konnte die vielen Aufnahmen nicht mehr anzeigen. Der Urlaub war noch nicht zu Ende und schon im Eimer!?
Seit Kameras digital sind, sind sie nicht mehr nur ein Werkzeug, um Fotos aufzunehmen, sondern, sie sind zugleich ein Computer. Und so müssen wir uns nicht mehr nur mit dem reinen Fotografieren beschäftigen, sondern damit—zumindest in einem gewissen Umfang—wie dieser „Bild-Computer“ funktioniert, und was es technisch zu beachten gilt.
Löschen oder formatieren
Eine häufige Frage beim Umgang mit Digitalkameras betrifft die Speicherkarte. Und zwar unabhängig davon ob es sich um ein CF oder SD-Karte handelt: Soll man die Karte nach dem Umkopieren der Aufnahmen auf das Notebook oder den PC formatieren oder reicht es, die Aufnahmen zu löschen?
Grundsätzlich ist es egal, ob gelöscht oder formatiert wird. In beiden Fällen steht der Speicher wieder zur Verfügung und es ist wieder Platz für neue Aufnahmen. Allerdings kann es passieren, dass das Dateisystem im Laufe des Gebrauchs Fehler enthält oder vollständig beschädigt ist. Um dem vorzubeugen, empfehle ich, die Speicherkarte nach dem Einsetzen in die Kamera zu formatieren, statt die Bilder nur zu löschen. Dabei wird nämlich nicht nur Speicher für neue Bilder freigegeben, sondern die Dateizuordnungstabelle (file allocation table), quasi das Inhaltsverzeichnis der Speicherkarte, wird auch gleich neu angelegt.

Eine Speicherkarte (hier eine 64-GB-SD-Karte) ist nichts anderes als eine mobile Solid State Disc (SSD), nur kleiner und mit einer Schnittstelle für die Digitalkamera. Folglich hat sie Eigenschaften wie eine Festplatte, mit Sektoren und Zylindern und einem Dateisystem.
Selbst wenn die Sache mit einem defekten Dateisystem zum Glück selten auftritt, kommt es, wie wir bei Dirk sehen, immer dann vor, wenn man es gar nicht gebrauchen kann.
Weg ist nicht weg
Aber weg waren die vielen Fotos zum Glück dann doch nicht. Was war passiert? Die Dateizuordnungstabelle war defekt und nun wusste die Kamera nicht mehr wie sie die Aufnahmen auf der Speicherkarte finden soll. Die Fotos waren jedoch alle noch vorhanden. Das Gleiche geschieht übrigens auch beim Löschen. Die Fotos sind weiterhin auf der Speicherkarte verfügbar, lediglich das „Inhaltsverzeichnis“ wird aufgefrischt mit der Information der Speicherbereich ist jetzt leer und kann mit neuen Bilddaten beschrieben werden. Aus diesem Grund ist es oft problemlos möglich gelöschte Bilder, oder Bilder, die das „Inhaltsverzeichnis“ nicht mehr kennt, wieder herzustellen, vorausgesetzt der freigegebene Speicherbereich wurde zwischenzeitlich nicht mit neuen Bilddaten überschrieben.
Gerettet
Was Dirks Bilder betrifft: Als er wieder zu Hause war, konnte er alle verlorenen Bilder mit der Rettungs-Software, die der Hersteller seiner Speicherkarte kostenfrei bereitstellt, auf seinen PC übertragen. Und der Norwegen-Urlaub war gerettet.