(Sind Objektivschutzfilter das richtige Mittel zur „Verhütung“ von Objektiv-Beschädigungen?)

 

 

Das Thema „Objektivschutzfilter“ ist ein Fotografen-Dauerbrenner-Thema, auch auf meinen Workshops. Dabei hat sich mir die Notwendigkeit von Schutzfiltern, die man vor das Objektiv schraubt, noch nie so recht erschlossen. Warum soll man Glas mit unbekannten optischen Eigenschaften vor hochwertige Objektive schrauben? Warum soll man Objektive nachträglich mit optischen Grenzflächen ausstatten, die in die komplexen Berechnungen zur Erzielung der bestmöglichen optischen Eigenschaften nicht eingeflossen sind?

Die sogenannten Schutzfilter, meist als Skylight-oder UV-Filter, manchmal auch als schlichtes Glas, können die optischen Eigenschaften von Objektiven definitiv nicht verbessern, aber verschlechtern: Sie schlucken immer etwas Licht, sie können kontrastmindernd wirken, sie können die Schärfeleistung verschlechtern und sie können die Farben verfälschen.

Umsonst-Schutz

Umso erstaunlicher finde ich es, wie viele Fotografen mit diesen Immer-Dran-Filtern unterwegs sind. Dabei bekommt man bereits gemeinsam mit dem Objektiv den besten Schutz mitgeliefert, ohne die optischen Eigenschaften des Objektivs zu verschlechtern: den Objektivdeckel.

Der Objektivdeckel leistet den Schutz immer dann, wenn es notwendig ist: wenn nicht fotografiert wird. Zum Fotografieren macht man ihn ganz einfach ab und nach dem Fotografieren macht man ihn wieder dran. Denn die besten Abbildungseigenschaften hat ein Objektiv, wenn man es so einsetzt, wie vom Objektivhersteller vorgesehen: ohne Verhütung!

RAW Blog:-Muessen Fotografen verhueten: Objektivdeckel und Streulichtblende
Der perfekte Schutz für das Frontglas des Objektivs: Objektivdeckel 
und Streulichtblende

Blau sticht nicht

Beim Fotografieren auf Film kann beispielsweise ein UV-Filter sinnvoll sein. In Regionen mit einem erhöhten Anteil von UV-Licht, wie am Meer und im Hochgebirge, kann das zu Unschärfe und einem Blaustich führen. Abgesehen von Spezialfällen, wie der Ultraviolett-Fluoreszenzfotografie mit sehr intensiver UV-Beleuchtung, ist der UV-Filter für die Digitalfotografie jedoch obsolet.

Ich bin häufiger am Meer und im Hochgebirge unterwegs, einen UV-Filter habe ich jedoch noch nie gebraucht, eine erhöhte Unschärfe oder ein Blaustich waren nie ein Problem. Selbst wenn es die heutigen hochvergüteten Objektive mit ihren High-Tech-Beschichtungen einmal nicht alleine schaffen sollten, reicht das Nachregeln der Farbtemperatur in der Bildbearbeitung um einen Blaustich zu eliminieren.

 

 

RAW Blog:-Muessen Fotografen verhueten: Blaustich entfernen
Blaustich entfernen in der Bildbearbeitung: Farbtemperatur links 4.800 Kelvin, 
Farbtemperatur rechts, nach dem manuellen Weißabgleich, 6.027 Kelvin. Der 
Blaustich im linken Teil des Bildes ist allerdings keine Folge des fehlenden 
UV-Filters, sondern wird durch die per se kältere Farbtemperartur im Schatten 
verursacht.

Digitale Filter

Seit ich mit dem digitalen Grau-Verlauffilter in Lightroom und mit der HDR-Technik einen Dynamikumfang in den Griff bekomme, den der Sensor nicht schafft, habe ich sogar meine Lee-Grauverlauffilter verkauft und habe sie seither nicht vermisst.

Die einzigen Filter, die auch heute in meinem Fotorucksack/meiner Fototasche immer dabei sind, sind Polfilter und Graufilter. Der Polfilter kommt zum Einsatz, weil er analog kann, was digital nicht möglich ist: Reflexionen eliminieren. Die Graufilter habe ich dabei, weil sie mir extreme Langzeitbelichtungen ermöglichen.

 

RAW Blog:-Muessen Fotografen verhueten: Langzeitbelichtung mit Graufilter
Langzeitbelichtung von vier Minuten mit Graufilter (10+6facher Neutraldichtefilter)

Mach’s mit

Ein Argument, das auch die Anbieter von Schutzfiltern gerne bemühen, scheint es dann doch noch zu geben: Salzwasser, Flugsand und starker Schmutz. Die schaden dem Frontglas zwar nicht, aber das Saubermachen des Schutzfilters geht on location schneller und einfacher. Allerdings braucht es dafür nicht unbedingt einen separaten Schutzfilter. Den Job kann genauso gut der Immer-Dabei-Polfilter erledigen.

RAW Blog:-Muessen Fotografen verhueten: Wenn's richtig schmutzig wird: Lenscoat zum Schutz von Objektiv und Kamera
Wenn's richtig schmutzig wird schützen Lenscoats Objektiv und Kamera am besten.
(Bildquelle: http://www.lenscoat.com)

Allerdings, und das verschweigen die Werbestrategen, reicht unter solchen „Extrembedingungen“ der alleinige Einsatz des Schutzfilters nicht aus. Im Gegenteil, dann ist ein Schutz für das ganze Objektiv und die Kamera notwendig: Lenscoats.

Lässt sich das Frontglas problemlos mit klarem Wasser von Salz und Schmutz befreien, kann beispielsweise der feine Flugsand am Meer in wenigen Stunden zu knirschenden Geräuschen beim Zoomen und Scharfstellen führen. Das Objektiv ist dann ein Fall für den Service. Deshalb empfiehlt es sich die ganze Kamera mitsamt Objektiv einzupacken, statt nur die Frontlinse zu schützen. Damit hat man dann wirklich sicher „verhütet“!

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