(Wie viel Bildbearbeitung ist erlaubt?)
Eine Diskussion, die wohl so alt ist wie die Fotografie selbst, dreht sich bis heute darum, ob man einem Foto etwas hinzufügen oder aus Selbigem etwas entfernen darf. Und natürlich ganz grundsätzlich, ob und wie viel Bildbearbeitung überhaupt statthaft ist.
Schere und Leim
Vor einigen Jahren hatte ich auf der Photokina die Gelegenheit an einer Diskussion mit Thomas Höpker, einem der ganz Großen der Reportage-Fotografie teilzunehmen. Während der Diskussion wurde natürlich die Frage gestellt, ob denn zu Zeiten der analogen Fotografie, so ganz ohne Photoshop, die Fotos nicht viel ehrlicher waren, weil es noch keine Bildbearbeitungs-Schummeleien gab. Daraufhin erzählte er (Höpker war viele Jahre unter anderem Stern-Fotograf in der einstigen DDR) zum großen Erstaunen einiger in der Runde, wie in fast allen Bildredaktionen den analogen Fotos mit Schere und Papierleim der abgebildeten Wirklichkeit— sagen wir—unter die Arme gegriffen wurde.
Selektive Bildbearbeitung: Ist das erlaubt?
Was die Fotografie betrifft ist die Welt wohl nicht schlechter geworden, sondern einfach nur anders. Und ob und wie viel Bildbearbeitung einem Foto gut tut, das ist eine Frage, die jeder Fotograf für sich und seine Bilder beantworten muss und darf. Das ist so lange in Ordnung, solange nachträglich Komponiertes nicht als die reine Wahrheit ausgegeben wird. Und ganz klar gibt es einen Unterschied zwischen der dokumentarischen Reportage und der künstlerischen Freiheit, und wie immer eine Grauzone, die irgendwo dazwischen liegt.
Foto-Montage: Normale Belichtung und Langzeitbelichtung: Ist das erlaubt?
Visualisierung
Wie viel Bildbearbeitung einem Bild gut tut, beziehungsweise wie viel erlaubt ist hat schon der Altmeister der Landschaftsfotografie Ansel Adams früh für sich beantwortet. Das zentrale Element seines fotografischen Schaffens war die Visualisierung. Er hatte seine Bilder schon lange im Kopf, bevor er sie zum Teil erst viel später auf die Platte bannen konnte. Das Visualisieren ist eine künstlerische Fähigkeit, die auch heute unverändert wichtig ist, um die richtig guten Bilder zu machen.
Für Adams war die Fotografie ein kreatives Werkzeug, um die Bilder zu machen, die er vor seinem geistigen Auge gesehen hat. Die durften dann durchaus auch von der Realität abweichen. Er hätte seine visualisierten Bilder auch malen können. Hat er aber nicht, er hat gewartet, bis er sie fotografieren konnte. Um seine „vorgedachten“ Bilder mit den Mitteln der Fotografie so umsetzen zu können, wie ER sie gesehen hat, hat er sie mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln in der Dunkelkamera bearbeitet, bis das Ergebnis seinen Vorstellungen entsprach. Die dazu verwendete Technik des „Dodge&Burn“ ist bis heute in der digitalen Photoshop-Ära ein feststehender Begriff für das selektive Aufhellen und Abdunkeln von Bildpartien.
Langzeitbelichtung bildet nicht die Wirklichkeit ab: Ist das erlaubt?
In einem aktuellen Video zeigt Marc Silber die Entstehung eines der wohl bekanntesten Fotos von Ansel Adams „Moon over Hernandez“. In dem Video zeigt der Sohn von Ansel Adams Michael Adams die Vorher- und Nachher Version des Werkes. So hat Ansel Adams zum Beispiel Wolken aus dem Bild verschwinden lassen! Durfte er das?
Wenn auch Sie die Technik des Visualisierens, die Adams Bilder so einzigartig werden ließ, in Ihre fotografische Weiterentwicklung integrieren wollen: In den Workshops der RAW Akademie geht es genau darum: Darum wie Sie jetzt fotografieren und wie Sie noch besser werden können, als Fotograf und mit den Mitteln der Bildbearbeitung, ganz egal in welchem Umfang Sie das für legitim halten. In unseren onDemand Workshops stehen immer Ihre Art zu fotografieren und Ihre konkreten Fragestellungen im Mittelpunkt. Damit sparen Sie nicht nur enorm viel Zeit, sondern Sie lernen sofort, wie Sie die fotografischen Techniken auf IHRE Bilder anwenden können und welche Techniken überhaupt zu Ihren Bildern passen und welche nicht.