(Bildfehler sind lästig und können die ganze Aufnahme kaputt machen.)

Viele Fotografen benutzen keine Gegenlichtblende, oder nur selten. Gerade auch bei den Profifotografen, die bei diversen Gelegenheiten in den Medien zu sehen sind, lässt sich die seltene Verwendung der Sonnenblende beobachten. Erste Objektivhersteller sind inzwischen dazu übergegangen, einem Teil ihrer Objektive gar keine Streulichtblende mehr beizulegen. Wer dennoch eine haben möchte, muss sie extra kaufen. Heißt das, die Gegenlichtblende ist verzichtbar? Heißt es nicht!

Gegenlicht blendet

Gegenlicht blendet, mit oder ohne Gegenlichtblende. Und tatsächlich, beim direkten Fotografieren in eine Lichtquelle (Sonne oder Scheinwerfer) hilft die beste Gegenlichtblende nichts. Aus diesem Grund sollte der Begriff Gegenlichtblende eigentlich aus dem fotografischen Wortschatz gestrichen werden. Bei Gegenlicht ist die Kunststoffblende absolut nutzlos.

Doch wozu ist dieses runde Stück Plastik dann gut?

RAW Akademie Blog: Bezahlen Sie Schutzgeld: Die Gegenlichtblende ist bei Gegenlicht nutzlos.
Bei Gegenlicht hilft auch die Gegenlichtblende nicht gegen unerwünschte Bildfehler.

Das Problem ist das seitlich auf das Frontglas des Objektivs treffende Licht. Dieses Streiflicht ist für jedes Foto tödlich. Trifft das Licht im spitzen Winkel auf das Objektiv, „streift“ es das Frontglas. Das Licht wird an den Objektivlinsen oder Teilen der Objektivfassung reflektiert. Dieses vagabundierende Licht wandert ungerichtet im Objektiv herum, bevor es auf den Sensor trifft. Der sichtbare Effekt sind kreis- oder kegelförmige Lichtsäume, die zudem auch noch in allen Regenbogenfarben schillern. Und, die Aufnahme ist kontrastarm und hat ausgewaschene Farben, da hilft das beste Glas und die beste Vergütung nichts. Sehen wir einmal von einem künstlerisch gewollten Effekt ab, ist die Aufnahme im Eimer.

RAW Akademie Blog: Bezahlen Sie Schutzgeld: Blasse Farben und flauer Kontrast als Folge von Streiflicht.
Blasse Farben und Kontrastarmut als Folge von Streiflicht.

Mit Lightroom oder anderen vergleichbaren Bildbearbeitungs-Programmen lassen sich die Hinterlassenschaften des Streiflichts auch im Nachhinein oft nicht mehr reparieren. Und selbst mit Photoshop, Gimp, Photoline und anderen Bildbearbeitungs-Spezialisten ist da, wenn überhaupt, nur noch mit einem kaum zu rechtfertigenden Aufwand was zu machen.

In anderen Fällen, wenn das Licht nicht von der Seite, sondern beispielsweise von hinten kommt, oder wenn die Lichtquelle diffuses Licht aussendet, wie an Tagen mit Schleierbewölkung oder aus der Softbox im Fotostudio, ist die Streulichtblende wiederum verzichtbar.

Dennoch, von bestimmten kontrollierbaren Bedingungen abgesehen, die meisten Fotografen bewegen sich beim Fotografieren. Sie verändern dabei ständig ihren Winkel zur Lichtquelle, wie zum Beispiel in der Street Fotografie und in der Reisefotografie. Nur weil die Sonne zu Beginn noch von hinten kam, muss das im Fall der Aufnahme nicht mehr so sein. Ohne Streulichtblende kann das gut gehen, mit Streulichtblende klappt es immer.

Plastik schützt

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der für die dauerhafte Verwendung der Streulichtblende spricht. Sie ist auch ein mechanischer Schutz für das Objektiv.

RAW Akademie Blog: Bezahlen Sie Schutzgeld für die Streulichtblende
Zwei Streulichtblenden für verschiedene Brennweiten (links Weitwinkelzoom, rechts 
50mm Festbrennweite). Sie sind auch ein vergleichsweise preiswerter mechanischer Schutz. 
(Bildquelle: Nikon GmbH)

Eine unbedachte Bewegung und schon kollidiert das Objektiv mit der Hauswand oder dem Felsen im Gebirge. Dann ist es eindeutig besser, die Streulichtblende geht zu Bruch und nicht das Objektiv. Mir fallen meine Weitwinkel-Zooms besonders gerne herunter. Von einer Ausnahme abgesehen (Sturz auf das Bajonett), hat das Frontplastik bisher immer Schlimmes verhindert: Objektiv heile—Streulichtblende kaputt. Die ca. 20€ Euro für die (neue) Streulichtblende waren gut investiertes „Schutzgeld“.

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