(Ein häufiges Rätsel: Wie viel RGB kann das Notebook)

Es ist schon ein Kreuz mit den mobilen Computern für Fotografen. Zwar gibt es ausreichend leistungsfähige Geräte mit CPU’s, die sonst in Desktop PC’s rechnen, mobilen Grafikkarten, die 4GB RAM haben und ausreichend großen 2,5“ Festplatten bis hin zu M.2 SSD’s (wenn man denn in der Lage ist das komplette Gehäuse unfallfrei zu öffnen). Aber wenn es um die Qualität des Displays geht, darf man sich nur wundern. Dabei ist es ganz egal, ob es sich um die unverschämt teuren Macbooks handelt oder die Geräte der Windows-Welt.

Das Wichtigste fehlt

Die optische Schnittstelle zum Anwender ist bis heute bei den meisten Geräten inakzeptabel, zumindest für uns Fotografen. Selbst bei Geräten bis an die 1.000 Euro Klasse kommen noch immer TN-Displays zum Einsatz, die derart blickwinkelabhängig sind, dass man bei der Bildbearbeitung stocksteif vor dem Notebook sitzen bleiben muss, damit eine einigermaßen brauchbare Bildbearbeitung möglich ist. Nicht wenige Teilnehmer meiner Workshops verzweifeln immer wieder vor solchen Geräten, weil sie einem die Bildbearbeitung gründlich vermiesen. Sobald man sich nur wenige Zentimeter bewegt sieht das gesamte Bild vollkommen anders aus, weil sich die Bildhelligkeit grundlegend ändert und der Farbeindruck auch nichts mehr mit dem Bild von vor wenigen Sekunden zu tun hat.

Mal von der fragwürdigen Verspiegelung nicht weniger Notebook-Monitore abgesehen, ist das Schlimmste der oft mickrige Farbraum, den man uns zumutet. Während bei den immer größer werdenden Grafikmonitoren schon lange annähernd 100% Adobe RGB Gang und Gäbe sind, speist man uns bei den meisten Notebooks noch immer mit einer Farbraumabdeckung von (weit) unter 100% sRGB ab! Dafür sind die Dinger dann aber jedes Jahr noch ein paar Gramm leichter und haben immer weniger externe Schnittstellen, um sie möglichst alltags-untauglich zu machen. Zum Ausgleich werden die Kandidaten des Immer-Leichter-und-Flacher-Wettbewerbs immer teurer.

RAW Blog: sRGB versus AdobeRGB
Die Unterschiede der darstellbaren Farben zwischen sRBG und AdobeRGB sind erheblich.

Detektivarbeit

Um den Display-Farbraum eines Notebooks überhaupt erst einmal ausfindig zu machen, braucht man teils schon detektivische Fähigkeiten. Als ich Ende letzten Jahres mein defektes Notebook durch ein Neues ersetzen musste, war das der schwierigste und zeitaufwändigste Teil der Hardware-Recherche. Bei den Notebook Herstellern sind die Angaben zum darstellbaren Farbraum entweder gar nicht zu finden oder besonders gut versteckt. Erst unter Zuhilfenahme von Hardware-Tests auf zum Beispiel http://www.notebookcheck.com/ und http://www.tomshardware.de/ ließ sich für einige Geräte das zum Teil enttäuschende Farbraum-Geheimnis lüften, weil dort im Rahmen der Notebook-Tests nachgemessen wird.

Power und Spiele

Die oft einzige Möglichkeit zu einem Fotografen-tauglichen (Windows-) Notebook zu kommen sind sogenannte Gaming-PC’s. Also Notebooks für Hardcore-Zocker, die leistungsmäßig auf dem Niveau von High-End-PC’s liegen und auch entsprechend kosten. Warum man für Ballerspiele High-End-Grafik einen fotografentauglichen Farbraum braucht kann ich nachvollziehen, aber warum die Hersteller von Notebooks nicht willens sind, dass auch für Fotografen mit etwas weniger Dampf unter der Haube anzubieten, bleibt mir rätselhaft. Spezielle Fotografen-Desktop-PC’s gibt es ja. Ich jedenfalls wäre gerne bereit für ein Notebook mit einem mehr an Farbraumabdeckung mehr Geld auszugeben, ohne allerdings zusätzlich für die die Baller-Spiele-High-End-Performance bezahlen zu müssen.

RAW Blog: Razor Project Valerie
Viel Platz für’s Bild beim Razor Project Valerie.

Mehr Platz bitte

Und mit noch einem Problem dürfen wir Fotografen uns herumschlagen: der Monitorgröße. Das ist aus verständlichen Gründen konstruktionsbedingt, um ein vertretbares Verhältnis von Größe und Gewicht zu erreichen. Dennoch wäre es super, wenn auch ein tragbarer Rechner ein möglichst großes Display hätte. Dann fiele die doppelte Bildbearbeitung zuerst am Notebook und dann das Finishing am ordentlichen Standmonitor weg.

Doch es gibt Hoffnung. Auf der vor wenigen Tagen zu Ende gegangenen Messe CES 2017 hat Razor mit dem Projekt Valerie ein Triple-Monitor-Notebook vorgestellt. Das Notebook hat eine Auflösung von sage und schreibe 11.520×2.160 Pixeln, in Worten elftausendfünfhundertzwanzig mal zweitausendeinhundertsechzig Pixeln!

Das Ding ist zwar noch in der Projektphase, und ja es ist offiziell als Zocker-Notebook ausgelegt und für den alltagstauglichen Notebook-typischen Gebrauch ist es mit knapp 5,5 kg noch zu schwer. Doch die Möglichkeiten mit so einem Gerät sind vielversprechend. Und angesichts immer leichter und dünner werdender Displays dürfen wir uns in den nächsten Jahren vielleicht über leichte Notebooks freuen, die auch für uns Fotografen alles an Bord haben was (für uns) sinnvoll ist.

Ich jedenfalls habe die Hoffnung noch nicht gänzlich aufgegeben.

 

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