(Macht Raw Therapee Lightroom Konkurrenz?)

RAW Therapee wird weiterentwickelt, und wie! Mit dem aktuellen Release 5.0 legt das Team um Gábor Horváth ordentlich nach. Die Bildbearbeitung glänzt vor allem mit vielen neuen Funktionen..

Raw Therapee 5.0 – kost‘ nix

Nicht wenigen sind Lightroom und Photoshop schon länger suspekt und/oder zu teuer. Und das um so mehr, seit Adobe mit der Creative Cloud das ganze Bezahlmodell zu seinen Gunsten auf den Kopf gestellt hat. Gleichwertige Alternativen sind da eigentlich nur noch das auch nicht gerade billige Capture One, oder freie Bildbearbeitungsprogramme. Die Freien leiden jedoch oft an einem vergleichbaren Funktionsumfang und vor allem der Konstanz bei ihrer Weiterentwicklung.

Für ein Programm, das nichts kostet, müssen die Macher und Entwickler in der Regel freiwillig und kostenlos arbeiten. Das heißt bei den Meisten in der Freizeit und nach Feierabend. Ergo kann es mit der notwendigen funktionalen und qualitativen Weiterentwicklung der Bildbearbeitung dauern. Bei der kostenlosen Photoshop Alternative Gimp ist das seit vielen Jahren gut zu beobachten.

Raw Therapee 5.0 will zu Lightroom aufschließen. (Quelle: Raw Therapee) 

Raw Therapee holt auf

Auch RAW Therapee gehört zu den freien und kostenlosen Bildbearbeitungsprogrammen und hat—wie sein Mitstreiter Darktable—den Anspruch Lightroom Alternative sein zu wollen. Mit dem aktuellen Upgrade kommen die Macher der Bildbearbeitung dem Anspruch wohl ein weiteres Stück näher, denn bei RAW Therapee hat sich ordentlich was getan. Neben den üblichen Fehlerbereinigungen und Performance Verbesserungen gibt es viele technische und funktionale Ergänzungen, wie mit der langen Liste auf der Web-Seite von RAW Therapee zu besichtigen ist:

Im aktuellem Release 5.0 legt Raw Therapee funktional ordentlich nach.

Wavelet und Retinex

Aus der langen Liste neuer Funktionen und Bildbearbeitungs-Möglichkeiten stechen unter anderem die Wavelet-Tools und das Retinex Werkzeug heraus. Mit der Retinex Funktion lässt sich Dunst aus dem Bild herausrechnen. Retinex entspricht damit der „Killer“-Funktion, die Adobe mit Lightroom CC als „Dunst entfernen Filter“ eingeführt hat, und die ich im RAW Blog in den beiden Artikeln Lightroom: Dunst entfernen und Lightroom: Dunst entfernen 2015.2 vor geraumer Zeit vorgestellt habe.

Die Retinex Funktion von Raw Therapee (gelber Rahmen oben rechts) ist das, 
was in Lightroom der Dunst entfernen Filter ist.

Mit dem Wavelet Werkzeug hat man sich etwas Neues ausgedacht, damit sollen Schärfe, Bildrauschen und Farben in unterschiedlichen Detailstufen bearbeitet werden können. Sowas gibt es in Lightroom bisher nicht. Das Foto wird dabei in vier bis neun Ebenen mit unterschiedlichem Detailgrad zerlegt, sodass sich das Bildrauschen und die Bildschärfe auf unterschiedlichen Detailtiefen bearbeiten lassen. Klingt kompliziert, bedarf angesichts der vielen Regler dieser Funktion auch etwas Einarbeitungszeit.

Mit der Wavelet Funktion (gelber Rahmen rechte Seite) lassen sich Schärfe, 
Bildrauschen und Farben in unterschiedlichen Detailstufen bearbeiten.

Mit anderen Neuerungen schließt Raw Therapee weiter zu Lightroom auf, wie zum Beispiel der Möglichkeit zum Soft-Proofing und Monitorprofile einzubinden. Mit dem „lockable color picker“ können die Farbwerte an jeder Stelle im Bild bestimmt werden und sogar zum Angleichen an spezifische Farbwerte benutzt werden.

Raw Therapee und Affinity Photo

Formiert sich da gerade eine ernstzunehmende Lightroom und Photoshop Konkurrenz? Denn nicht nur Raw Therapee will offensichtlich an „Lightroom ran“. Mit Affinity Photo hat die britische Firma Serif seit Ende letzten Jahres einen ernstzunehmenden Photoshop Mitbewerber für Mac (bereits seit 2015) und Windows am Start, der zwar Geld kostet, aber mit 49,99 Euro dem „Umsonst“ schon recht nahe kommt, siehe auch Photoshop für 39,99 Euro.

Spannende Zeiten also, auch in der Bildbearbeitungs-Branche.