(Schärfentiefe ganz smart.)

 

Die Schärfentiefe ist ein wesentliches Gestaltungsmittel in der Fotografie. Für manche fotografische Aufgaben ist ein Weniger an Schärfentiefe nötig, für andere muss es mehr Schärfe in der Tiefe sein. Oft reicht die Veränderung der Blende aus, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Doch wie weit reicht die Schärfentiefe vor und hinter dem eingestellten Fokuspunkt? Und zu starkes Abblenden führt zu einer Abnahme der Bildqualität (siehe auch Backsteine für Objektive). Ist das nicht gewollt, muss eine andere Lösung her, die eine genaue Kontrolle der Schärfentiefe möglich macht, ohne die Bildqualität aus dem Auge zu verlieren.

Schärfentiefe ganz smart

Die schlechte Nachricht zuerst: Zur genauen Ermittlung der Schärfentiefe müssen neben der Blende weitere Faktoren berücksichtigt werden: die Sensorgröße, die Brennweite des Objektivs und die Distanz zwischen Kamera und Objekt. Das ist mathematisch kompliziert und lässt sich—zumindest für die meisten Menschen—nicht mal eben im Kopf ausrechnen. Und jetzt die gute Nachricht: Dafür gibt es Schärfentiefe Rechner.

Die aus heutiger Sicht praktikabelste Lösung für das Problem mit der tiefen Schärfe ist die Schärfentiefe App. So eine App ist auf dem Immer-Dabei-Computer eh stets zur Hand, sie nimmt keinen Platz in der Kameratasche oder dem Kamerarucksack weg und sie kann nicht vergessen werden.

Schärfentiefe Apps gibt es reichlich für alle mobilen Plattformen. Die Apps funktionieren alle nach dem gleichen Prinzip. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen durch ihre optische Aufmachung und den Funktionsumfang. Welcher App der Vorzug gegeben wird, ist letztliche eine Frage der persönlichen Ergonomie und des Informationsbedarfs. Um die für sich beste App zu finden, laden Sie sich ein paar Anwendungen herunter und probieren sie kurz aus. Schnell wird sich ein Kandidat herauskristallisieren.

HyperFocal Pro

Mein persönlicher Favorit ist HyperFocal Pro (Android). Die Oberfläche ist aufgeräumt und übersichtlich und liefert auf einen Blick alle relevanten Informationen.

RAW Blog: Die Grundfunktionen von Hyperfocal Pro
Die Oberfläche der Schärfentiefe App HyperFocal Pro und die grundlegenden 
Einstellmöglichkeiten. Links: Auswahl des Kameramodells, Mitte: Einstellung 
der Aufnahmeparamater, Rechts: Begrenzen des sichtbaren Brennweitenbereichs.
(Klicken zum Vergrößern)

Um die Schärfentiefe zu ermitteln, werden die zuvor genannten Paramater eingegeben. Die Schärfentiefe wird dann sofort berechnet.

In der unteren Hälfte der App wird die Schärfentiefe in Zahlen und in einem Schaubild leicht verständlich dargestellt. Wurde die gewünschte Schärfentiefe noch nicht erreicht, ist sie durch eine Veränderung der Einstellparameter schnell ermittelt. Außer der exakten Angabe des Schärentiefe-Bereichs liefert die App die hyperfokale Distanz, dass ist die nächste Entfernung ab der auch im Unendlichen liegende Objekte im Fokus sind.

 

RAW Blog: Die Schärfentiefe Informationen von Hyperfocal Pro
Das Ergebnis der Schärfentiefe Berechnung mit HyperFocal Pro.

Darüber hinaus lassen sich spezifische App-Einstellungen als Profil speichern und jederzeit wieder abrufen, wie zum Beispiel die Kombination aus Kamera und Brennweite. Auf einer ergänzenden Seite liefert die App eine Tabelle der hyperfokalen Distanz aus der Kombination Blende und Brennweite (HFD-Tabelle).

RAW Blog: Tabelle der hyperfokalen Distanz (HFD)
Ausschnitt der Hyperfokal-Distanz-Tabelle (HFD) von HyperFocal Pro.

Die HFD-Tabelle ist besonders dann praktisch, wenn vorab Informationen über bestimmte Schärfentiefebereiche gebraucht werden. Alle Werte sind dann sofort zur Hand und müssen sie nicht jedes Mal neu ermitteln werden. Die HFD-Tabelle kann gespeichert werden oder sie wird per E-Mail verschickt.

Schärfentiefe App im Einsatz

RAW Blog: Schärfentiefe App on Locaition, Hohe Tatra Slowakei
Schärfentiefe App on Location in der Hohen Tatra (Slowakei).
(Klicken zum Vergrößern)

Um alles in der Gebirgs-Szene scharf abzubilden, war es nötig, das Weitwinkel auf Blende 11 abzublenden. Mit dem digitalen Schärfentiefe Rechner waren die relevanten Information schnell ermittelt. Durch das Fokussieren auf die 0,9 Meter entfernten Baumwurzeln wurde für die Szene eine durchgehende Schärfe zwischen 0,38 Meter (near limit) und Unendlich (far limit) erreicht, von den Blättern des Baumes im Vordergrund bis zu den Berggipfeln im Hintergrund. Die hyperfokale Distanz (hyperfocal distance) lag mit 0,67 Meter sogar noch etwas näher zur Kamera. Dieser „Schärfentiefe-Puffer“ von gut 20 Zentimetern war auch nötig, denn die 0,9 Meter Distanz hatte ich nicht mit dem Zollstock ermittelt, sondern mit meinem Schrittmaß, das nur bedingt verlässliche und auf den Zentimeter genaue Entfernungsangaben liefert.

Die Schärfentiefe App liefert mit drei Stellen hinter dem Komma viel genauere Werte, als es der Fotografe braucht. Doch in vielen Fällen ist das Schrittmaß als Entfernungsmesser zu ungenau oder gar nicht anwendbar. Manchmal kommt es tatsächlich auf wenige Zentimeter an. Dazu in einem weiteren Beitrag mehr.

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