(Förderturm der ehemaligen Zeche Zollverein)

 

Natur ist wild, Natur ist ursprünglich, Natur ist vom Menschen unberührt. So jedenfalls sieht Natur auf den meisten Fotos von Naturfotografen aus. Dabei ist es ganz egal ob es sich um Aufnahmen der wildromantischen „Herr der Ringe“ Gebirgslandschaften Neuseelands handelt, um Aufnahmen aus dem australischen Outback oder aus dem dichtesiedelten Deutschland mit seinen Urwäldern, die noch nie ein Mensch betreten hat. Der Mensch und seine Hinterlassenschaften finden in solchen Fotos nur sehr selten statt. In den meisten Fällen stimmt das aber gar nicht. In Europa gibt es schon lange keine Urwälder mehr, Moore sind weitestgehend der Torf-Industrie zum Opfer gefallen und die Auen unserer Flüsse werden noch immer bebaut.

Raw Blog: Urbane Natur: Urwald Sababurg
Urwald Sababurg, Urwald, der keiner ist. Der Urwald ist eigentlich ein Hutewald, 
vom Menschen gemacht.

Natur Oase Stadt

Trotz der unübersehbaren Einflussnahme des Menschen wollen uns die meisten Fotografen Glauben machen, und ich nehme mich da nicht aus, wir leben in einer Natur-Oase. Warum ist das so? Und noch viel interessanter: Muss das so sein?

Es gibt sicherlich viele Gründe für das verklärende Fotografieren auch von urbaner Natur, von der reinen Lust am Draußen sein bis zur Sehnsucht nach Ursprünglichkeit in einer hochtechnisierten und betonierten Immer-Erreichbar-Welt. Jeder Fotograf hat da seine ganz persönlichen Gründe.

Doch muss das so sein? Sind nur so spannende und emotional fesselnde Bilder möglich? Was spricht dagegen, die fotografische Perspektive einmal zu ändern und die uns tagtäglich umgebenden, vom Menschen gemachten Dinge mit in das Bild einzubeziehen? Warum nicht den „natürlichen“ Lebensraum in der Stadt ins Visier der Kamera nehmen? Sind die Begriffe „urban“ und „Natur“ fotografisch unvereinbar?

 

Raw Blog: Urbane Natur: Löwenzahn auf einem Grünstreifen
Löwenzahn auf dem Grünstreifen einer Bundesstraße.

Urbane Natur: Ein fotografischer Gegensatz?

Diese urbane Natur ist von einer erstaunlichen Vielfalt und bietet den Menschen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft bemerkenswerte Möglichkeiten, mit und in der Natur zu leben und sie zu fotografieren. Seit vielen Jahren wird der Zuzug von Tieren in den städtischen Raum beobachtet. Und mittlerweile ist die biologische Vielfalt in etlichen Städten heute sogar größer als auf dem Land, da dort fast nur noch großflächige Monokulturen angebaut werden.

Raw Blog: Urbane Natur: Natternkopf-Wald vor der Kokerei Zollverein
Natternkopf-"Wald" vor der Kokerei Zollverein.

Natur in der Stadt ist also nicht zwingend ein Gegeneinander. Es gibt viele Orte, an denen das nicht nur beobachtet, sondern eindrucksvoll fotografiert werden kann. Unsere Städte sind voll von fotogener urbaner Natur und jeder hat sie direkt vor der Haustür. Liegt es da nicht eigentlich auf der Hand beides, das Urbane und die Natur, gemeinsam in einem Bild festzuhalten?

Die ehemaligen Areale der Montanindustrie im Ruhrgebiet zum Beispiel zeigen eindrucksvoll den Rückzug der Natur in eine ehemals lebensfeindliche Welt. Sie liefern die Kulisse für viele spannende fotografische Streifzüge.

Warum also in die Ferne schweifen, wie wär’s beim nächsten Mal mit einer Foto-Exkursion ein paar Straßen weiter?

Raw Blog: Urbane Natur: Hausrotschwanz auf der Kokerei Zollverein
Hausrotschwanz auf der Kokerei Zollverein.
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